Wie produziert man einen Film (und vor allem wen brauche ich dafür)

Da ich zum einen versprochen habe, auch endlich mal was hier zu schreiben, und zum anderen die grundsätzlichen Dinge eher am Anfang kommen sollten, hier nun etwas von mir oder um einen einigermaßen bekannten Film zu zitieren: „Auch ich leiste meinen Beitrag“.

“Wie kommt man zum eigenen Film oder die Frage nach der Organisation des Chaos.”

Zwei Dinge braucht ihr, wenn ihr ernsthaft einen Film produzieren wollt:
1. Den eisernen Willen euren Plan (egal ob Zeitplan, Drehplan oder Essensplan) in die Tat umzusetzen, komme da was (oder wer) wolle.
2. Ruhe. Unendliche Ruhe. Und Geduld. Die man auch als engelsgleich beschreiben könnte.
Ihr seid der Hauptmast des Schiffes, das Fundament des Hauses, der Atlas (der Titan, nicht das kartografische Werk) der Produktion. Wenn keiner eine Antwort hat, wisst ihr was zu tun ist.

So, nachdem das geklärt ist, fangt am besten schon mal mit den Yoga-Stunden an, und kocht euch einen Tee (zur Stärkung).

Nachdem ihr nun eine innere Ruhe entwickelt habt, neben der Konfuzius aussieht wie ein 14 Jähriger ohne Ritalin, seid ihr bereit für die Zusammenstellung der Crew.

Kurzer Exkurs:
Bevor ihr einen Film produzieren könnt, braucht ihr noch 2-3 Kleinigkeiten, wie z.B. ein (gutes) Drehbuch, und etwas Geld. Tja, nichts im Leben ist umsonst.
Zu ersteren sei gesagt, dass ihr nicht unbedingt selbst eins schreiben müsst, wenn euch partout nichts einfällt. Vielleicht hat ja einer eurer Freunde noch ein gutes Drehbuch auf Lager.
Falls ihr es allerdings selbst schreiben wollt, und euch noch unsicher seid, holt euch am besten noch jemanden dazu, der schon etwas Erfahrung hat. Ein weiterer Vorteil ist das wenn man mit mehreren Leuten an dem Drehbuch schreibt, jeder seine Perspektive und Kreativität einbringen kann, und es nicht so schnell langweilig wird. Was den Zeitaufwand angeht, würde ich zumindest aus persönlicher Erfahrung empfehlen, nicht mit mehr als 2 Personen an einem Drehbuch zu schreiben. Denn ab 3 Personen wird es immer schwierig einen Termin zu finden, und so kann es schon mal mehrere Monate dauern, bis ein Drehbuch fertig ist. Außerdem schreibt ihr ja nicht nur einen Entwurf, sondern mehrere, bzw. wandelt sich die Geschichte und das Geschriebene im Entstehungsprozess ungeahnt noch auf vielfältige Weise.
Wenn es dann in euren Augen fertig ist, gebt es anderen Mal zum testlesen, und auch hier im besten Fall Leuten die Ahnung haben, welche dann feststellen, dass es noch weit davon entfernt ist fertig zu sein, und euch Tipps zur Überarbeitung geben.
–> An dieser Stelle weise ich auch dezent auf Lisa´s Einträge zur Vorbereitung und zum Drehbuch hin.

Was die Finanzierung eures Projekts angeht, gibt es mehrere Wege.
Da ihr der Produzent seid (oder zumindest einer von Ihnen) obliegt es Euch, dafür zu sorgen das ihr die grundlegenden Finanzen geregelt bekommt.
Wer jetzt auf die Idee kommt eine Bank zu überfallen, liegt gar nicht so falsch, allerdings macht ihr das, was ein Bankräuber nie tun würde (außer er ist äußerst verzweifelt oder steht unter Drogen), ihr fragt einfach nach dem Geld. Wer das für eine dämliche Idee hält, dem sei gesagt, das viele Kreditinstitute in Deutschland durchaus Gelder für Sponsoring zu Verfügung haben, und ich aus meinem Bekanntenkreis weiß, dass sie so auch schon ihren Film finanzieren konnten.
Oft kommt so aber nur ein Teil des Geldes zusammen, stellt euch also schon mal darauf ein mehrere glückliche Geldgeber zu finden. Im Idealfall würde ich nicht zuerst zu Walter´s Pommesbude an der Ecke laufen (es sei denn Walter ist mit euch verwandt, so kann man auch an Geld kommen), sondern mir überlegen welche Thematik und welche Inhalte sich in meinem Film finden, und welcher Sponsor daran Interesse haben könnte.

So, zurück zum Eigentlichen:

Die Crew, oder was für Menschen braucht man um (m)einen Film zu drehen:

Da ich davon ausgehe, dass es die von Donnersmarcks unseres Landes wahrscheinlich nicht diesen Blog lesen werden (auch wenn es vielleicht besser wäre, wenn man sich „The Tourist“ ansieht ;-) ,
werdet ihr als Produzent sehr wahrscheinlich noch eine weitere Rolle in der Produktion ausfüllen, da ihr euch vermutlich nicht den Luxus eines reinen Produzenten (also ohne andere Verpflichtungen am Set) erlauben könnt.
In den meisten Fällen, dürfte das die Regie sein, teilweise auch die Aufnahmeleitung.
Nicht kombinierbar ist das Ganze mit den Bereichen Kamera, Ton, Licht ect., aus offensichtlichen Gründen.
Kommen wir aber endlich zur Auflistung:

Kamera:
da euer Film, sofern er nicht als Dogma-Film geplant ist (und teilweise, selbst dann), davon „lebt“ wie er in Szene gesetzt wird, solltet ihr euch einen Kameramann mit Erfahrung suchen.
Erfahrung heißt in diesem Sinne nicht, das er schon öfters bei Oma´s Geburtstag oder auf den meisten Hochzeiten in eurem Bekanntenkreis die Kamera halten durfte, sonder dass er in der Lage ist sich abhängig (und teilweise auch unabhängig) von dem Set vorzustellen, wie er die jeweilige Szene filmt (Einstellung, Kamerafahrt ect.).
Siehe auch hierzu Lisa´s Eintrag zur Vorbereitung.
Persönliche Bemerkung: Wenn ihr besonders angeben wollt, holt ihr euch 2 Kameramänner (oder Frauen), die sich bei angehender Erschöpfung einfach abwechseln. ;-)

Licht:
auch hier gilt, dreht ihr einen Dogma-Film, muss euch diese Position kein Kopfzerbrechen bereiten. Ansonsten ist es ebenfalls notwendig fürs Licht jemanden zu finden, der mehr weiß, als das die chinesische Sonne immer von unten scheint (auch wenn das schon mal ein guter Anfang ist).
Im besten Fall findet ihr jemanden, der über einen großen Freundeskreis oder Familie verfügt, und in der Lage ist sich aus diesen Lagern Helfer zu rekrutieren. Im schlimmsten Fall muss die Freundin herhalten.
Besonders gewitzt seid ihr natürlich, wenn ihr euren Film nur in der freien Natur spielen lasst, denn dann müsst ihr nur 2-3 Leute abstellen, die versuchen die Sonne krampfhaft mit Reflektoren auf den Ort des Geschehens zu lenken.

Persönliche Bemerkung: Bedenkt Licht-Menschen (nicht verwechseln mit Licht-Gestalten=eure Schauspieler) leben in ihrer eigenen Welt, in der die Zeit so abläuft wie sie es sagen. Ein Licht-Mensch ist (meist) von Perfektion geleitet, weswegen er eine Lampe auch zum 4. Mal um nur einen Millimeter verschieben wird, nur damit die Beleuchtung stimmt. Da ihr nicht als unwissender Banause dastehen wollt, und um Spannungen zu vermeiden, seid also so klug und berechnet IMMER genügend Zeit zum Umbau mit ein.

Aufnahmeleitung:
Ja, die Aufnahmeleitung. Ein hartes Los.
Die Person, die am Ende des Drehs keine Freunde mehr hat, weil sie keiner mehr mag. ;-)
Das ist natürlich übertrieben, aber wie in allem, steckt hier auch ein Funke Wahrheit. Für die Aufnahmeleitung (oder eher Set-AL genannt, wenn nicht die Person, welche den Dreh VORHER mit euch plant, auch dieselbe ist, wie am Set) sucht euch jemandem, der sich in erster Linie durchsetzten kann. Die Set-AL ist nicht nur eine lebendige Uhr, sie muss außerdem in der Lage sein alles was da kreucht und fleucht dazu zubringen weiter zu kreuchen, höher zu fleuchen, und das Ganze bitte schneller, denn wir haben keine Zeit.
Sie muss dafür sorgen, dass nicht nur der Drehplan eingehalten wird, sondern auch das alles und jeder da ist wo es oder er/sie sein soll. Von daher ist die Set-AL der beste Freund des Produzenten/der Regie und seine/ihre rechte Hand am Set. Denn wenn man nicht mit der Zeit auskommt, bedeutet das mehr Drehtage, und mehr Drehtage bedeuten mehr Geld, welches wiederum meistens nicht vorhanden ist.
So wie Darth Vader die Sturmtruppen, Saruman die Uruk-Hai oder jeder andere professionelle Filmbösewicht, hat auch die Set-AL ihre Helfershelfer, was uns zum nächsten Punkt bringt:

Setrunner (oder auch einfach Runner):
Um zu beschreiben wozu und wie ein Setrunner eingesetzt wird, stellen wir uns einfach einen exemplarisch vor:
Nennen wir unseren Setrunner mal hypothetisch „Antonia“.
Antonia ist nicht nur in der Lage Dinge zu beschaffen, bevor die Regie danach verlangt, sie ist auch multifunktional einsetzbar. So serviert nicht nur das Essen, und hält unerwünschte Passanten vom Set fern, sie hat auch ein experimentelles Geschick für den Umgang mit Mehl und versteht sich auf das Sitten von Hunden (jeglicher Art).
Der Runner ist mehr oder weniger das Mädchen für Alles am Set, wenn irgendwo Not am Mann ist spring er/sie ein, im Notfall auch in ein Kostüm als Statist. Wie oben beschrieben sind Runner der verlängerte Arm der Set-AL und darum bei jedem Dreh unverzichtbar. Ebenfalls kann man hier sagen „Je mehr desto besser“, denn wer hätte nicht gern mehr als zwei Arme, wenn es stressig wird. Da Runner nicht zwingend über Vorwissen verfügen müssen, sind sie auch leicht zu rekrutieren, fragt einfach mal in eurem Freundeskreis.

Ton:
Sofern ihr keinen Stummfilm dreht, ist die Position des Tonmannes (oder –frau) noch zu Besetzten. Aus mir unerfindlichen Gründen, ist der Tonmensch am Set meist das Ziel von Hohn und Spott.
Das mag vielleicht zum einen daran liegen, dass er in den Augen der restlichen Beteiligten einen relativ leichten Job hat, da er sich eigentlich immer erst kurz vor Drehbeginn auf das Set begeben muss, nur seine Tonangel in die Hand nimmt, und fertig ist, jedoch durch ein laut gebrülltes „Flugzeug“ (an dieser Stelle exemplarisch für ein beliebiges Störgeräusch) die Macht hat jegliche Szene sofort abzubrechen. Verständlicherweise wirkt dies auf alle anderen am Set etwas befremdlich, da der Tonmensch hört, was sonst keiner hören kann. Auch wenn dies eine unbeliebte Position sein kann, ist sie dennoch relativ leicht zu besetzten, da ihr, wenn ihr niemanden findet, einfach euren Bruder (oder einen anderen Verwandten) zwingen könnt die Tonangel zu halten. Im besten Fall habt ihr einen Bruder, der nicht nur mit seiner ruhigen und gelassenen Art ein Ruhepol am hecktischen Set ist, sondern sich auch noch mit dem auskennt, was er da macht. ;-)

Catering:
Viel muss man zum Catering nicht sagen, denn nichts ist offensichtlicher, als das ihr essen müsst. Am besten erklärt ihr eurer Mutter/Oma/Tante dass in den nächsten zwei Wochen ein paar Freunde mehr zum Essen kommen werden, und ihr habt ein Problem weniger. Wenn ihr jedoch zu weit draußen im Wald dreht, als das dies möglich wäre, kümmert euch darum dass jemand Brote schmiert, Obst zerstückelt und irgendetwas mit Schokolade einpackt.

Aus eigener Erfahrung sind hier ein paar Dinge aufgeführt die ihr am Set haben solltet:
• Kaffee (ohne geht gar nichts)
• Frisches Obst
• Schokolade (am besten in mundgerechter Form)
• Lakritz (keine Ahnung warum da alle so drauf abfahren)
• Etwas aus Fleisch
• Und natürlich Tee (zur Stärkung) ;-)

Das Kernteam solltet ihr damit zusammen haben, aber es gibt immer noch Positionen, die von einigen helfenden Freunden zusätzlich ausgefüllt werden könnten/sollten.
So ist der Setfahrer außerordentlich nützlich, wenn euch gerade auffällt das die Kamera zwar da ist, das Ladegerät aber noch bei euch auf dem Nachttisch steht. Abgesehen davon, muss ja nicht nur das Equipment, sondern auch die Schauspielern und die Crew irgendwie an den Drehort kommen.
Freunde mit Autos sind immer beliebt.
Ein weiterer interessanter Part ist der des Set-Fotografen, da ihr ja bildlich festhalten wollt, was euch später keiner glaubt (nämlich wie es hinter der Kamera zuging).
Ein letzter Tipp ist noch bei dem Verfassen der Verträge (und die braucht ihr für alle Beteiligten) darauf zu achten die eine oder andere Zusatzklausel mit aufzunehmen, wie z.B. das psychologische Traumata ausgelöst durch Förster, die plötzlich auftretende Mehlallergie, oder der Nervenzusammenbruch aufgrund von Fußgängern im Bild nicht mit abgedeckt sind und ihr dafür nicht haftbar seid.

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2 Antworten auf Wie produziert man einen Film (und vor allem wen brauche ich dafür)

  1. Sebi sagt:

    Na Endlich!
    Sehr schön Horsten! Gerne mehr!

  2. Lisa sagt:

    Ja, so langsam erhöht sich die Zahl der Autoren in diesem Blog. :) Find ich gut.

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