Am letzten Drehtag sollte “nur” eine Art Dungeon-Szene im Kölner Festungsmuseum gedreht werden. Der Tag fand in einigem Abstand zu den vorherigen Drehblöcken statt, da es schwierig war die Termine unserer Crew mit den verfügbaren Zeiten des Museums zu vereinbaren.
Im vorherigen Gespräch mit den Museumsbetreibern erfuhren wir, dass im Festungsmuseum schon öfters gefilmt wurde. Darunter wohl auch ein lustiges Filmchen für ein Firmenjubiläum, in dem die Gewölbe als Folterkeller einer Domina herhalten mussten. Dementsprechend kam auch die neugierige Nachfrage, was wir denn überhaupt dort filmen wollten. Nach Beteuerungen unsererseits, dass wir nicht vor hätten, einen Porno zu drehen, waren die Mitarbeiter sehr freundlich und hilfsbereit.
Der Drehtag begann allerdings ziemlich schleppend. Vermutlich der einzige, der pünktlich am Drehort war, war Christian. Der große Rest hatte Probleme, das Festungsmuseum überhaupt zu finden. So führte uns beispielsweise das Navi ans falsche Ende des Militärrings… und der Militärring ist lang. Und nachdem nach und nach die Leute eintrudelten und wir unseren Zeitplan schon längst vergessen konnten, benötigten der Aufbau und die Proben viel Zeit.
Beim Aufbau mussten Kabel mit Steinhaufen verdeckt, Spinnweben verteilt und Knochen drapiert werden (ein Knochen stank so unerträglich, dass wir ihn wieder vom Set entfernen mussten). Vor allem aber die Einrichtung des Lichts war ziemlich aufwendig. Da durch die kleinen Fensterschlitze kaum Licht ins Innere des Museum kam, musste das Set komplett künstlich beleuchtet werden. Noch dazu durften die Lampen später nicht im Bild zu sehen sein. Also befestigte das Lichtteam unter der Leitung von Sebi und Jenny die Lampen vorwiegend mit Polecats möglichst dicht unter der Decke.
Der Ton hatte leider starke Probleme mit der Lautstärke des Generators, ohne den wir keinen Strom fürs Licht gehabt hätten, und den Autos, die draußen in regelmäßigen Abständen vorbei fuhren.
Da wir die Szene als Plansequenz geplant hatten, mussten die Bewegungen der Schauspieler und der Kamera genauestens einstudiert werden. Dabei waren Herausforderungen zu überwinden wie z.B. “Wie kommen Darsteller, Kamera, Ton und Regie mehr oder weniger gleichzeitig durch den engen Tordurchgang?” oder “Wie tief müssen sich Regie und Ton an der Stelle im ersten Raum ducken, damit sie keinen Schatten ins Bild werfen?” oder “Wie verhindert es die Regie immer wieder aufs Kabel der Kamera zu treten?”. Eine wahre Geduldsprobe für die Schauspieler, die aber immer wieder ihre Motivation zusammen rafften und die Takes brav wiederholten.
Irgendwann dachten wir schon, die Zeit würde nicht mehr reichen. Wie immer geht es dann irgendwann aber doch alles ganz schnell und so sind wir glücklicherweise doch noch fertig geworden.
Während dem Abbau und Aufräumen war noch Gelegenheit in den unheimlichen Brunnen des Festungsmuseums zu schauen, an dessen Grund ein künstliches Skelett liegt. Im Vorfeld hatten wir überlegt, das Skelett als Requisite zu verwenden und Antonia hatte sich todesmutig dafür angeboten, in den Brunnen hinunter zu klettern, um das Skelett zu bergen. Als sie den engen und tiefen Brunnen dann tatsächlich zu sehen bekam und wir mit einer Taschenlampe hinunter leuchteten, war sie doch ziemlich glücklich, dass ihr die Klettertour erspart geblieben war und wir stattdessen nur eine Totenschädel-Leihgabe des Festungsmuseums verwendet hatten.
Die Tragödie des Drehs ereignete sich, als Thorsten ganz zum Schluss, nach all den Drehtagen und am Ende des letzten Drehtages, als also alles gelaufen war, in der Dunkelheit sein Auto vom Gelände herunter manövrieren wollte und dabei einen niedrigen Steinpfahl übersah. Man hätte erwartet, das Autos während den Drehs, wenn Zeitdruck, Panik und Verzweiflung herrschen, kaputt gefahren werden. Aber Nein, solche Missgeschicke geschehen scheinbar am ehesten, wenn die Anspannung nachlässt.
Den Abschluss des Drehs begingen wir mit einer kleinen Abschlussfeier in der Videoabteilung des TheFiFe-Instituts, bei der wir Snacks und Getränke genossen, uns von einer Diashow der Fotos vom Dreh berieseln ließen und den Dreh Revue passieren ließen.
Ab diesem Tag würde das Postproduktionsteam auf sich allein gestellt sein. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.
Dabei waren:
Thorsten (Aufnahmeleitung), Daniela (Maske, Continuity und anderes), Lisa (Regie), Christian (Darsteller), Kristina (Darstellerin), Johannes (Kamera), Sebastian (Licht), Jenny (Licht), Robin (Ton), Til (VFX Fotografie und anderes), Antonia (Requisite)
Toller Comic